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Zur früheren Zeit war vorrangig die klassische Familienaufstellung, Vater, Mutter, Kinder bekannt. Aber im Zuge der steigenden Scheidungs- und Trennungszahlen hat sich die Struktur der Familie gewandelt. Inzwischen leben verschiedene Personen zusammen, die gemeinsam eine Patchwork- Familie ergeben. Jede Patchwork-Familie ist einzigartig und von deren Individualität kann ein jeder profitieren. Man muss nur wissen wie!
Was ist eine Patchwork-Familie?
Denkt man an Patchwork, kommt einem die bekannte „Patchwork-Decke“ in den Sinn, die aus vielen verschiedenen farbenfrohen Stoffen ein Ganzes ergibt. Und auch bei der Patchwork-Familie ist es nicht viel anders. Sie vereint unterschiedliche Persönlichkeiten, die eine andere Vor- bzw. Familiengeschichte haben. Zudem weisen die einzelnen Familienmitglieder weitläufig andere Lebensansichten vor.
Eine intensive Eltern-Kind-Beziehung wurde bereits aufgebaut, lange bevor die neue Paarbindung zustande kam. Daher kann es oft vorkommen, dass die neue Beziehung bereits von Beginn an auf die Probe gestellt wird. Zudem gibt es dann noch die leiblichen Eltern, die ihren elterlichen Verpflichtungen gerne nachkommen, damit der Kontakt zum Kind nicht abbricht. Auch diese Kontakte sind für Kinder, die in einer Patchwork-Familie leben, unheimlich wichtig. Es kann gut sein, dass Kinder die Mitglieder von gleich zwei Patchwork-Familien sind.
Viele unterschiedliche Familienmitglieder – Ein gemeinsames Ziel
Entscheidend ist es, dass sich jedes einzelne Familienmitglied in seinem Familienverband wohl, geborgen und verstanden fühlt. Diese Anforderung gilt es zu meistern. Dahinter muss aber eine große Bereitschaft stecken, die von viel Einfühlungsvermögen, gegenseitiger Akzeptanz und Rücksichtnahme geleitet wird. Ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, ist für alle Beteiligten, ob Groß oder Klein, eine immense Herausforderung. Dennoch werden dabei allen Familienmitgliedern neue Chancen eingeräumt, um sich besser zu entfalten. Der neue Umgang miteinander kann weitere Türen öffnen.
Es hat alles seine Zeit …
… und so ist es auch mit der Familie. Wie sich die einzelnen Familien zusammensetzen, bestimmt meist die Zeit. So war es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein großer Familienverband, indem Mägde, Knechte und Dienstboten des Hofes dazu zählten. Erst in den 1950er Jahren hat sich die Kernfamilie gebildet, die in der Regel aus einem verheirateten Elternpaar und den gemeinsamen Kindern bestand. Die gesellschaftlichen Veränderungen, die geprägt sind von nicht ehelichen Lebensgemeinschaften und steigenden Scheidungs- und Trennungszahlen, haben die Patchwork-Familie entstehen lassen.
Meine, Deine, unsere – Der Leitspruch für jede Patchwork-Familie
Aber die bunt zusammengewürfelte Familie, in der verschiedene Kinder ihr Zuhause finden, sollte sich nicht vorschnell als neue Familie ansehen. Die Kinder brauchen Zeit, um den neuen Partner an der Seite als Erziehungsperson akzeptieren zu können. Das geht nicht von heute auf morgen.
Auch der Kontakt von Kindern zu den leiblichen Eltern sollte gefördert werden. Dieser Kontakt sollte nicht auf der Strecke bleiben, wenn der leibliche Elternteil darum bemüht ist. Darum sind flexible Besuchsmodelle wichtig. Die Vereinbarung, wann darf das Kind geholt werden, sollte immer wieder neu an die Bedürfnisse aller Beteiligten angepasst werden, damit alle damit gut leben können. Kinder in einer Patchwork-Familie haben meist mehrere Bezugspersonen als in einer herkömmlichen Familie. Umso wichtiger ist es, dass es dem Kind ermöglicht wird, diese Beziehungen auch zu pflegen.
Ganz entscheidend ist, dass die Stiefkinder, so wie die leiblichen Kinder behandelt werden. Denn sie sind nicht nur zu Gast in der Patchwork-Familie, sie sind Familienmitglieder, die beschützt heranwachsen möchten. Darum ist es wichtig, die Zeit spielen zu lassen und dass Einfühlungsvermögen sowie Rücksichtnahme gewährt werden.
Aber die eigenen Kinder sollten auch nicht vernachlässigt werden, damit kein Grund zur Eifersucht entstehen kann. Das eigene Kind sollte nie das Gefühl haben, an Wertigkeit verloren zu haben, nur weil es jetzt in einem neuen Familienverband aufgenommen wurde.
Wichtig ist es für Patchwork-Eltern, dass sie nicht nur in eine neue Erziehungsrolle schlüpfen, viel mehr sollten sie als Vorbild agieren. Wer als Vorbild agiert, gewinnt das Vertrauen der Kinder viel schneller, als wer mit ausgestrecktem Zeigefinger vor ihnen steht.
Kinder unterscheiden meist nicht streng zwischen Stiefeltern und Eltern, zwischen Geschwistern und Stiefgeschwistern. Gerade Kinder im Schulalter und kleiner nehmen alle Mitglieder schnell an und erklären diese als ihre Familie.
Gemeinsame Interessen der Familien müssen abgeglichen werden, denn persönliche Gemeinsamkeiten verbinden ganz einfach. Je mehr gemeinsame persönliche Interessen gefunden werden, umso besser kann die bunt zusammengewürfelte Familie davon profitieren.
Bei einer Patchwork-Familie ist es wichtig, „alle 5 einmal gerade sein zu lassen“ und Optimismus statt Pessimismus aufkommen zu lassen. Kinder nehmen vieles mit Humor. Am besten die Eltern tun es ihnen gleich.
Wichtig ist dann auch noch, dass die neue Partnerschaft nicht zu kurz kommt. Wer in einer Patchwork-Familie lebt, der weiß, da ist immer etwas los. Umso wichtiger ist es, auch einmal Zeit für Zweisamkeit aufzubringen. Wenn es einem als Paar gut geht, dann geht es auch den Kindern gut, denn das überträgt sich ganz von allein. Wer sich selbst glücklich und verstanden fühlt, der kann sich auch besser in andere hineinversetzen und diesen etwas Gutes tun.
Bei einer erfolgreich funktionierenden Patchwork-Familie müssen vernünftige finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen sein. Wer zahlt was? Diese Frage sollte bereits im Vorfeld, vor dem Zusammenleben, abgeklärt werden. Damit das finanzielle Management in Zukunft funktionieren kann. Wer neue Familienbande knüpft, der muss vorab sicher gehen können, dass zukünftig keine finanziellen Sorgen anstehen.
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Wer in ein neues Zuhause zieht, weil das Paar mit der künftigen Patchwork-Familie dort lebt, sollte die Kinder bei der Zimmerwahl sowie bei der Einrichtung von Beginn an mitreden lassen. Das beugt Konfliktpotenzial vor und schafft auch ein wenig Vorfreude auf das neue Zuhause.
Alle Ideen auf einen Nenner bringen
Jeder hat seine eigene Vorstellung von Familie. Ob wir jetzt in die Fußstapfen unserer Vorfahren treten oder uns auf das Abenteuer „Patchwork-Familie“ einlassen, das ist meist mit einem Wink des Schicksals versehen. Egal, wo die Familie aufgestellt ist, wichtig ist es, sein Bestes für die Familie zu geben. Aber was ist das Beste?
Am besten ist es, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen. Erst dann merkt man als Erwachsener, wie sich der Nachwuchs gerade fühlt. Auch Erklärungen sind für Kinder wichtig, um die neue Familiensituation besser verstehen zu können. Kinder fragen gerne, es ist daher entscheidend, auf all diese Fragen eine passende Antwort zu finden.
Jedes Patchwork-Mitglied hat andere Bedürfnisse
Babys- und Kleinkinder: Zu Babys und Kleinkindern findet man als Patchwork-Elternteil schnell einen Zugang. Babys brauchen Wärme und Geborgenheit. Kleinkinder sind kleine Entdecker, es genügt ihr Interesse zu wecken.
Kinder im Grundschulalter: Sie wollen sich verstanden und anerkannt fühlen.
Jugendliche: Sie wollen keine Erziehungsperson, sondern einen verständnisvollen Begleiter an ihrer Seite wissen. Wurde die Rolle des Begleiters eingenommen, ist die Wahrscheinlichkeit als neuer Elternteil akzeptiert zu werden, sehr hoch.
Es gibt doch einiges zu beachten, für die Paare, die den Entschluss gefasst haben, eine Patchwork-Familie zu führen. Doch mit Herzenswärme und ein wenig Geduld fühlt sich jeder „Patchworker“ gut aufgehoben.
Ebenfalls lesenswert: Das Patchworkfamily-Notfallbuch* (von Melanie Matzies-Köhler)